ICO nennt man Kapitalbeschaffung bei Cryptofirmen mittels Crowdfunding. Wir schauen uns an, was man bedenken muss, wenn man einen ICO plant.

Was ist ein ICO und wie funktioniert es?

Bei einem ICO wird immer eine neue Kryptowährung erfunden, daraus Tokens erstellt und diese der Öffentlichkeit zum Kauf angeboten. Neben technischen Fragen gilt es vor allem die rechtliche Lage zu klären. Denn zur öffentlichen Kapitalbeschaffung gibt es in jedem Land staatliche Regulierung, die auch noch von Land zu Land verschieden sind.

Welcher Token soll es denn sein?

Ein Token braucht einen Zweck und dieser bestimmt, wie staatliche Regulierung damit umgeht.

Ein Utility Token ist wie ein Jeton im Casino. Um dort zu spielen, muss man zuerst Geld in diese Jetons umtauschen. Dann kann man diese im Casino benutzen. Ether, die Währung von Ethernet ist ein Utility Token. Um die Plattform zu benuntzen, kauft man Ether. Es gibt Cloudspeicher-Lösungen, die auf Blockchain basieren. Die bekannteste ist Storj. Auch dies ist ein Utility Token. Jene, die Speicherplatz kaufen, bezahlen diesen in der Währung Storj. Jene, die ihren Speicherplatz vermieten, erhalten Storj. Es entsteht ein geschlossener Kreislauf oder auch zirkuläre Wirtschaft genannt. Utility Token sind am leichtesten zu verkaufen.

Wenn das Unternehmen noch keine Plattform hat, auf der man die neuen Token verwenden könnte, braucht einen Platzhalter. Einen Token, den man in Zukunft auf einer noch zu bauenden Plattform nutzen kann. Dies nennt man einen Pre-Functional Utility Token.

In den USA und zunehmend auch in anderen Ländern werden diese Token als Security, also als Wertpapier eingestuft. Sobald es als Utility Token verwendet werden kann, dann sollte – so die Meinung der Rechtsanwälte – es dann auch als solches betrachtet werden.

Ein Security Token ist eine Beteiligung an einem Unternehmen. In einem Bundesstaat der USA – Delaware – kann man 100% des Unternehmens mittels Smart Contracts über einen Blockchain Token handeln. Auch Investmentfonds auf Blockchainbasis sowie Schuldverschreibungen gelten als Wertanlage.

Das hat große Auswirkungen auf die Erstellung und den Verkauf von unternehmenseigenen Token. Denn nicht nur sind die Vorschriften für Wertanlagen wesentlich schwerer einzuhalten, sie müssen auch in jedem Land eingehalten werden, aus dem Käufer kommen. Es ist also nicht nur wichtig, das Token-Unternehmen im richtigen Land anzusiedeln, sondern auch zu prüfen, an welche Staatsbürger man die Token überhaupt verkaufen kann. Aus diesem Grund werden bei vielen ICOs – also Token Sales – US-amerikanische sowie chinesische Bürger ausgeschlossen. Die Unternehmen erfüllen dann nicht die staatlichen Vorschriften.

Der ICO aus technischer Perspektive

ICOs können recht einfach sein. Es braucht ein Whitepaper, einen Smart Contract und einen Token Sale Mechanismus.

Im Smart Contract wird die Geldpolitik des Tokens beschrieben:

  • wieviele Token gibt es
  • sind alle Token zu Beginn (Genesis) schon verfügbar
  • wem gehören sie
  • werden ungekaufte Token verbrannt
  • wie sind sie teilbar
  • wie wird der public ledger abgeglichen (proof of work, proof of stake, ein Hybrid)
  • sind sie inflationär (es werden regelmäßig neue geschaffen) oder deflationär (es werden regelmäßig welche verbrannt)
  • Gibt es einen Soft Cap (das mindeste Einnahmen-Ziel, unter dem der ICO nicht erfolgreich ist)
  • Gibt es einen Hard Cap (der ICO wird beendet, wenn eine bestimme Summe erreicht wurde)

Das Whitepaper ist sowohl ein technisches, als auch ein wirtschaftliches Papier. Wenn es sich um eine Anlage – also eine Security – handelt, dann stehen hier auch die Besitzverhältnisse, der Prospekt drin. Das Whitepaper ist ein Geschäftsplan. Bitcoins Whitepaper ist gerade mal neun Seiten lang. Allerdings ist Bitcoin auch ein sehr einfache Blockchain und ein einfaches Geschäftsmodell.

Das Whitepaper soll eher knapp gehalten werden.

Der Token Sales Mechanismus ist ein sehr riskantes Unterfangen. Viele ICOs geben auf ihrer Website an, an welche Adresse man das Investment schicken soll. Hacker dringen in die ICO-Website ein und verändern die Adresse. Oder sie schalten eine ganz neue Website vor die echte und geben ihre eigene Adresse an. Sie erzeugen eine ähnlich klingende ICO-Seite und bewerben sie. In jedem Fall gewinnen die Hacker. Es gibt keinen Weg, das Geld zurückzubekommen. Die ICO-Website muss technisch sicher sein. Absolut sicher.

Wenn der ICO so Geld verliert ist die Reputation dahin und die Anwälte stehen bereit, um das Unternehmen vor Gericht zu bringen.

Früher war alles besser

Mittlerweile ist die Konkurrenz sehr groß geworden, es gibt wahrscheinlich 1.000 ICOs zur selben Zeit. Es wird immer schwerer, unter diesen vielen hervorzustechen. Es bedarf exzellenten Marketings.

Escrow / Treuhänder

ICOs nehmen viel Geld ein. Damit das Vertrauen der Investoren gegeben ist, sollte das Geld über Treuhänder – entweder realer Personen oder durch Smart Contracts oder Multisig-Wallets abgesichert werden.

Exchange Listing

Die Token müssen auf einer oder mehrerer Exchanges gelistet werden. Nur wenn sie öffentlich handelbar sind, erfüllen sie ihren Zweck. Auch hier ist man in Konkurrenz mit den vielen anderen ICOs. Es dauert lange, bis man auf eine Börse aufgenommen wird, manche verlangen dafür recht viel Geld und auf die guten und großen Börsen (wie Bitfinex) kommt man immer seltener. Es hilft, schon im Vorfeld mit Exchanges in Kontakt zu treten.

 

Erfahrungswerte von Patrick Baron, CEO von Ambisafe, Business Development im Blockchain-Bereich mit 20 abgewickelten Projekten:

 

Wie lange dauert ein ICO?

4-6 Monate Vorbereitung. Drei Monate Marketing, davon zumindestens 30 Tage auf vollen Touren. Dann 30 Tage ICO.

Was kostet ein ICO?

  • Marketing und PR 100.000 Euro.
  • Rechtsbeistand 100.000 Euro.
  • Token Sale Mechanismus 50.000 Euro.
  • Sonstige Kosten 100.000 Euro.

Wo macht man einen ICO am besten?

  • Singapur (Utility Tokens sind dort nicht unbedingt Securites).
  • Schweiz (im Kanton Zug), wenn man eine Stiftung gründet.
  • Slowenien & Estland sind führend bei positiver Kryptoregulierung
  • Deutschland .

Mehr zum Thema:

Patrick Baron erzählte diese Erfahrungswerte während der Blockchain With The Best Konferenz 2017.

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