Warum Bitcoin: Irgendetwas muss ja doch an Bitcoin dran sein. Hier sind die historischen Umtauschkurse seit seiner Erfindung. Es gibt selten eine Grafik, die ohne Worte alles sagt und doch so viele Fragen aufwirft:

Voriger Post: Bitcoin als Währung

Wie kann sich der Wert eines Bitcoins so extrem verändern? Was ist ein Bitcoin wirklich wert? Wie viel wird es in Zukunft wert sein? Und warum habe ich nicht 2009 für einen Dollar Bitcoin gekauft?

2010 bezahlte ein IT-Entwickler 10.000 Bitcoin für eine Pizza. Damals war der Nachrichtenwert dieser Geschichte: „Pizza mit Bitcoin bezahlt“. Der IT-Entwickler fand das eine coole Sache, für seine Bitcoin zwei Pizzen mit Zwiebeln, Pepperoni, Wurst, Pilzen, Tomaten und Paprika zu bekommen. Der Blick auf die historische Werttabelle macht heute dies zur Nachricht: „Pizza im Gegenwert von 20 Millionen Dollar gekauft“[1].

Bei seinem Höchststand von 3.380 Dollar im August 2017 waren alle im Umlauf befindlichen Bitcoin in Summe knapp 55 Milliarden US-Dollar wert[2]. Diese sogenannte Marktkapitalisierung ist ein Versprechen auf die Zukunft der digitalen Währung. Denn die meisten Bitcoin werden derzeit nicht von Konsumenten gehalten, sondern von Investoren.

Bitcoin gilt als Bedrohung von Banken, Kreditkartenfirmen und Geldtransferunternehmen wie Western Union, da sie all diese Dienste fast kostenlos ersetzen kann. Die virtuelle Währung könnte zudem als Zahlungsmittel bei Amazon oder Auszahlungsinstrument für Youtube-Stars verwendet werden. Investment-Fonds springen auf den Zug auf, Banken versuchen, die Blockchain-Technologie zu implementieren, damit sie nicht vom Markt gefegt werden.

Wenn Bitcoin ein Vertreter der Blockchain-Technologie ist, dann liegt nahe, dass Bitcoin noch weitere Schwestern hat. Tatsächlich gibt es im Jahr 2017 mehr als 800 solcher Währungen, die alle nach Bitcoin kamen, teilweise andere Funktionen erfüllen sollen und mehr oder weniger Wert haben. Manche dieser Währungen dienen nicht als Geld, sondern z.B. als Mittel für die Absicherung rechtlicher Verträge. Damit verlassen wir aber auch schon diese Welt und fokussieren uns auf die Mutter aller Cryptowährungen, Bitcoin.

Die Fantasie allwissender Analysten kennt keine Grenze. Bald soll für ein Bitcoin 5.000 Dollar bezahlt werden[3], 100.000 Dollar stehen im Raum[4]. Ein Bitcoin Magazin stellt gar die Frage: „Wird Bitcoin 1 Million Dollar wert sein“ – und beantwortet sie gleich: „Ja, und hier beschreiben wir, warum“[5].

Wie realistisch sind solche zugegeben sehr schön klingende Vorhersagen? Die Wertsteigerung von der Pizza für 10.000 Bitcoin zu heute ist weitaus größer als von heute zu 1 Million Dollar. Die dazu notwendige 400fache Steigerung entspräche einer Marktkapitalisierung von 20 Billionen Dollar. Dies lässt sich so einordnen

  • 5 Billionen Dollar: alle Münzen und Geldscheine der Welt
  • 8 Billionen Dollar: alles vom Währungsfond und nationalen Zentralbanken gehaltenem Gold
  • 28 Billionen Dollar: alles Geld der Welt, also Münzen, Scheine und Bankkonten
  • 70 Billionen Dollar: alle Aktienmärkte der Welt
  • 199 Billionen Dollar: alle Schulden der Welt[6]

Heute werden 0,9% des globalen Bruttosozialprodukts im Kryptowährungen aufbewahrt. Das World Economic Forum hat 2015 über 800 CEOs und Technolgieexperten nach ihren Erwartungen für die Zukunft befragt. 58% der Befragten gaben an, dass im Jahr 2025 zehn Prozent des weltweiten Bruttosozialprodukts auf Bitcoin und Co. laufen wird[7]. Damit ein Bitcoin aber den Gegenwert von einer Million Dollar erreicht, muss die digitale Währung Dollar und Euro als Weltwährungen ablösen. Das ist nach heutiger Sicht nicht sehr wahrscheinlich, aber es lässt sich darauf spekulieren. Viele tun es. Auch der Autor dieses Textes.

Warum Bitcoin: Vorteile können auch Nachteile sein

Der größte Unterschied zwischen einem Bitcoin-Konto und einem Bankkonto liegt in seiner (weitgehenden) Anonymität. Gelder auf Bankkonten können Besitzern zugeordnet werden, sind von staatlichen Behörden einsehbar und damit besteuerbar. Ein Bitcoin-Konto besteht nur aus einer Nummer. Für die Steuerbehörde ist es derzeit relativ unmöglich, eine Verbindung des Bitcoin-Geldes zur Kontobesitzerin zurückzuverfolgen.

Verdiente Bitcoins sind erst dann besteuerbar, wenn sie in Euro umgetauscht und auf ein reguläres Bankkonto geparkt werden. Das ist für Einzelne natürlich ein großer Vorteil. Wenn es nicht versteuert wird, ist verdientes Geld leicht doppelt so viel wert. Doch was passiert mit unserem Sozialstaat, wenn immer mehr Einkünfte nicht versteuert werden? Das ist eine Frage, auf die Nationalstaaten heute noch keine Antwort haben – falls sie sich des Problems überhaupt bewusst sind.

 

Das war Teil 3 – Warum Bitcoin verwenden. Nächster Teil: Wie funktioniert Bitcoin


Fussnoten Warum Bitcoin:

[1] http://derstandard.at/2000058088664/Pizza-mit-Bitcoins-bezahlt-die-heute-20-Millionen-Dollar-wert
[2] https://coinmarketcap.com/historical/20170611/
[3] http://www.cnbc.com/2017/07/05/bitcoin-could-nearly-double-and-reach-5000-soon-says-standpoint-research.html
[4] http://www.cnbc.com/2017/05/31/bitcoin-price-forecast-hit-100000-in-10-years.html
[5] http://www.newsbtc.com/2015/12/10/will-bitcoin-price-reach-1-million-us-dollars/
[6] http://money.visualcapitalist.com/all-of-the-worlds-money-and-markets-in-one-visualization/
[7] http://www3.weforum.org/docs/WEF_GAC15_Technological_Tipping_Points_report_2015.pdf#page=24


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