TenX: Kapitalbeschaffung von Unternehmen in der Kryptowährungsbranche ist 2017 eine Goldgrube. Julian Hosp erzählt, wie er in wenigen Minuten 80 Millionen US-Dollar eingenommen hat.

Falsche Bescheidenheit gehört nicht zu Julian Hosps Fehlern. Er beschreibt sich selbst: „Ich bin Arzt, Unternehmer, Profi-Kitesurfer, Beststeller-Autor und Experte für Krypto-Währungen. Meine Vision: Ende 2025 gibt es mindestens 1 Milliarde Menschen die den Begriff Blockchain wegen mir kennen und verstehen.“

Hosp kommt aus Innsbruck, lässt sich in Singapur nieder und gründet dort mit vier Mitstreitern das Blockchain-Unternehmen TenX. Gemäß der gut geölten Presse hat TenX „eines der größten Probleme für Menschen mit Kryptowährungen gelöst, nämlich das Geld auch ausgeben zu können.“ Dafür erfindet TenX eine Kreditkarte, mit der man seine Bitcoin in Geschäften ausgeben kann, die selbst nicht Bitcoin akzeptieren.

Dabei hat die TenX einen Vorteil: Die Umsätze werden intern in einem eigenen Blockchain-Token abgewickelt. Damit ersparen sich die Nutzer im Schnitt 3,5% der transferierten Summen, die von Kreditkartenfirmen eingehoben werden. (Diese werden von den Geldempfängern abgebucht).

Der ICO – die Kapitalbeschaffung – von TenX im Juni 2017 ist sofort ein Erfolg. Innerhalb von Minuten wird dem Unternehmen Krytowährungen im Wert von 80 Millionen US-Dollar zugeworfen.

Wie haben Sie das gemacht, Herr Hosp? „Wir haben 5.000 persönliche Emails geschrieben. Ich habe jeden Bekannten gemailt, jeden Bekannten von Bekannten. Ich habe sogar Leute angemailt, die ich nicht kenne. Wie Elon Musk. Ich habe Richard Branson geschrieben, ob er sich an unser gemeinsames Surfen erinnern kann. Da kam nie eine Antwort.“

TenX setzt nicht auf Werbekampagnen, sondern auf Einzelinvestoren. „Von den 5.000 haben weniger als 1% reagiert und von denen hat jeder 10. gut investiert.“ Das ist die Basis von TenX. Auf den Erfolgszug springen dann ausreichend Investoren auf, die nicht in Hosps E-Mail-Verteiler drin sind. „Menschen folgen Menschen und nicht Kampagnen. Wir waren einfach authentisch.“

Seit dem ICO hat TenX über 100.000 Karten-Anträge erhalten und davon 15% ausgeliefert. Der Prozess dauert etwas länger, da im Gegensatz zu Kryptowährungen bei Kreditkarten die Identität des Besitzers und die Herkunft des Geldes geklärt sein müssen. (KYC – Know Your Customers & AML – Anti Money Laundering)

Der Wert der ausgegebenen TenX Token hat sich in der Zwischenzeit auf 240 Millionen Dollar verdreifacht. Was macht man mit soviel Geld, Herr Hosp? „Die Hälfte stellen wir für unser Geschäft bereit und die andere Hälfte wird in Kryptowährungen investiert.“

Das ist zwar in der Branche üblich, wirft aber Fragen auf. Denn Kryptowährungen sind aufgrund ihrer hohen Volatiliät (Preisschwankungen) eine sehr riskante Veranlagung. Ist das im Interesse der Anleger? Im Normalfall gibt es nach ICOs keine Investorenvertretung gegenüber dem Unternehmen, da sie zumeist keine Anteile erwerben, sondern nur Token, deren Wert hoffentlich steigt.

Diese heikle Frage bringt das Thema Regulierung von ICOs auf den Plan. Erst langsam setzen Nationalstaaten (zumeist etwas schwammige) Regeln für die Kapitalbeschaffung von Kryptounternehmen auf. Bis dahin bewegten sich viele Projekte, als wären sie in einem rechtsfreien Raum.

Hosp hat seine eigene Vorstsellung zur Regulierung: „Wenn wir darauf warten, dass die Staaten Regulierung schaffen, warten wir noch 20 Jahre. Wir können uns selbst regulieren. Die faulen Äpfel fallen von alleine durch.

Und wie geht es mit den Kryptowährungen weiter, Herr Hosp? „Ich denke, wir werden in den nächsten 5 Jahren eine Eiszeit erleben. Der Winter kommt.“

Na immerhin hat Julian Hosp mit TenX seine Schäfchen, äh Token rechtzeitig ins Trockene gebracht.

Das Gespräch mit Julian Hosp wurde im Rahmen des exzellenten ICO Summit Vienna 2017 der Fintech Academy aufgezeichnet.

Passende Artikel dazu:

Unsere Konferenzreporterin Francisca Vaessen berichtete.

Share.

Leave A Reply