Blockchain – die Technologie hinter Bitcoin – hat das Zeug dazu, die Digitalisierung der Finanzwelt zu vollziehen und die Art zu verändern, wie Menschen Geschäfte machen. Anton Golub, Co-Gründer von Lykke erklärt, wie Blockchain dies erreichen kann.

„Blockchain ist die größte Entdeckung, die wir in unserem Leben gesehen haben werden. Das Internet hat die Art verändert, wie wir Information austauschen. Blockchain wird die Art verändern, wie wir Vermögenswerte austauschen.“

Um zu verstehen, was Blockchain bringt, muss man sich vor Augen halten, wie das gegenwärtige Finanzsystem funktioniert. Banken nutzen immer noch Technologien, die in den 1960er und 1970er Jahren entwickelt wurde. Im Grunde geht es immer noch darum, Papiere zu unterzeichnen, Verträge zu schicken, Gegenzeichnen, etc. Einige dieser Schritte wurden inzwischen digitalisiert, aber das Prinzip ist noch das gleiche.

Im Rahmen des Adria Blockchain Days in Rovinj, Kroatien erklärt der Analyst und Finanzwissenschaftler Anton Golub, wie Geldtransfers (zumindest in seiner Familie) heute aussehen:

„Ich schicke meinem Vater in Kroatien ein E-Mail, dass ich ihm gerade Geld überwiesen habe“, erinnert sich Anton Golub. „Mein Vater geht also zur Bank und schreit die Bankangestellte an, warum sein Geld nicht da ist, wo doch sein Sohn gerade überwiesen habe.“

Golubs Vater kennt wie die meisten anderen Bankkunden nur drei Schritte. Der Sohn schickt ihm Geld. Die Bank hat es. Er hebt es ab. Doch in Wirklichkeit sieht eine Bank-Transaktion so aus:

Wie internationale Geldtransfers heute aussehen: blockchain erklärt von anton golub, lykke

Wie internationale Geldtransfers heute aussehen: blockchain erklärt von anton golub, lykke

Zwischen Sender und Empfänger steht eben nicht nur das Bankinstitut, sondern eine Vielzahl an Stellen, durch die das geschickte Geld läuft. Daher dauert ein internationaler Geldtransfer zwei bis drei Tage. Können wir das vereinfachen, fragt Golub und beantwortet sofort selbst: „Ja, wir können das.“ Denn das tut die Blockchain. Sie ermöglicht es, all die Zwischenschritte in einem Transfer, zb. dem von Geld zu streichen:

Wie internationale Geldtransfers morgen aussehen werden: blockchain erklärt von anton golub, lykke

Wie internationale Geldtransfers morgen aussehen werden: blockchain erklärt von anton golub, lykke

„Wie Blockchain das macht ist für die meisten Menschen völlig unerheblich“, erklärt Golub. „Sie schicken heute ein E-Mail. Aber wissen Sie eigentlich, dass diese Mail über das TCP/IP-Protokoll geschickt wird?“ Die Zuhörer von Golubs Vortrag wissen es, da es ein häufig getätigter Vergleich ist. Blockchain ist das Protokoll, mit dem jeder Wertgegenstand der Welt in ein digitales Gegenstück gebracht werden kann, um damit den Besitz nachzuweisen, es zu verkaufen oder zu vermieten.

Aus finanzieller Perspektive löst Blockchain ein Problem der digitalen Welt, nämlich dass sie keinen „Atomic Swap“ durchführen kann. „Du hast etwas, ich will es. Ich geb dir Geld, du gibst mir die Sache. Wie im Supermarkt. Das ist der Atomic Swap“, erzählt Golub im Maschinen-Gewehr-Stakkato. „Der funktioniert, wenn wir im selben Raum sind, aber nicht, wenn ich in Zürich sitze und du in New York.“

Der Verkauf von physischen Wertgegenständen zwischen entfernten Geschäftspartnern bedingt entweder Vertrauen oder einen Mittelsmann. Blockchain löst beides (auf) und Anton Golubs Unternehmen Lykke will der Marktplatz dazu sein. Es gibt eine mobile Lykke-App, die als ein Ebay für jede Art von Vermögenswert dient. Die erste Anwendung sind Finanzprodukte. Mittels der App kann man Währungen und Aktien handeln mit 0% Kommission. In den kommenden Jahren wird es möglich sein, ein Apartment in Kitzbühel zu kaufen und mit Aktien zu bezahlen, die man an der NY Stock Exchange handelt. Oder man kauft einen kleinen Anteil an einem Picasso und zahlt mit dem Bausparvertrag. Direkt und sofort. Und ohne Spesen, wie Golub verspricht.

„Die Leute laufen herum und erzählen, es sei zu spät, um in Bitcoin und Blockchain einzusteigen“, wundert sich Golub. Dabei ist Blockchain heute dort, wo das Internet 1992 stand. Stellen Sie sich vor, jemand sagt ihnen 1992, dass es zu spät sei, ins Internet einzusteigen.“

Diese neue Finanzwelt wirft die große Frage der staatlichen Regulierung auf. Wer darf wie Kapital einsammeln, wer darf was handeln? Diese Fragen sind in der „alten“ Welt hinreichend geklärt. Doch Blockchain verändert diese Welt. In den vergangenen zwei Jahren haben Kryptofirmen Kapital eingesammelt, als gäbe es keine Finanzregeln. Seit Sommer 2017 beginnen die Regulierungsbehörden damit, das Regelwerk anzupassen um die Anleger vor undurchsichtigen oder undurchdachten Geschäftsideen zu schützen.

„Die Menschen in der Blockchain-Szene sagen mir immer, Regulierer mögen Kryptofirmen nicht“, weiß Golub. „Dabei besuchen sie die Behörden im Vorfeld gar nicht. Die Wirklichkeit sieht so aus, dass Regulierungsbehörden die Transparenz von Blockchain lieben. Man muss sich halt auch im Kryptoland an bestehende Regeln halten.“

„Wir werden in Zukunft Vermögenswerte mit dem Mobiltelefon so handeln, wie wir heute E-Mails verschicken“ ist sich Golub sicher. „Das mindeste ist, dass mein Vater die Bankangestellte nicht mehr anbrüllen muss, weil sein Geld in einer Sekunde bei ihm ist.“

 

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Anton Golub von Lykke

Unsere Konferenzreporterin Francisca Vaessen berichtete.

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