Ethereum ist eine dezentrale Applikations-Plattform, die auf Blockchain basiert und auf der Entwickler Smart Contracts programmieren können. Soviel zur korrekten aber unverständlichen Definition. Um zu verstehen, was das alles bedeutet, schauen wir uns an, was Blockchain kann, was eine dezentrale Applikation ist, was man mit einem Smart Contract tun kann und wie das alles bei Ethereum zusammenkommt.

Blockchain ist eine Technologie, die ein spezifisches Verhalten in Gruppen ermöglicht. Es ist die Technologie des dezentralen, öffentlichen Kassenbuchs. Informationen über die sich alle innerhalb einer Gruppe einig sein müssen, werden in Blöcken verifiziert gespeichert und miteinander verkettet. Daher der Name Blockchain. Da die „Wahrheit“ einer Information durch alle bestätigt wird, ist sie sicher.

Ein Anwendungsbeispiel für Blockchain ist Bitcoin. Die Information sind die Geld-Transaktionen, die Gruppe sind alle, die das öffentliche Kassenbuch führen. Die Transaktionen werden von der Gruppe verifiziert und in einen Block geschrieben. Wenn der Block voll ist (alle 10 Minuten) wird ein neuer geöffnet und mit dem vorigen verkettet. Die Blockchain wickelt die Bitcoin-Transfers mehr oder weniger automatisch und ohne manuelles zutun ab.

Blockchain ist jedoch nicht nur auf das verifizieren von Bitcoin-Beträgen ausgelegt. Ein Entwickler kann eine andere Blockchain erstellen und dort jede mögliche Information ablegen. Zum Beispiel Identitätsdokumente. Man kann dann eine digitale Ausweis-Kopie ablegen, erhält eine digitale Identifizierung und kann dann als zertifiziertes „Ich“ auftreten.

Smart Contracts

Es geht noch komplexer. Man kann in einer Blockchain Verträge ablegen. Zum Beispiel: Peter schickt Claire 1 Kilo Äpfel seiner Ernte und erhält dafür von Claire 5 Euro. Dann lässt sich diesem Vertrag noch ein definiertes Regelwerk anheften. Das können z.B. diese Regeln sein:

  • Clair hat ein Recht auf 1 Kilo Äpfel, wenn sie einem Vermittler 5 Euro schickt, damit erhält:
  • Peter den Auftrag, 1 Kilo Äpfel zu verschicken,
  • Wenn Peter einen Postnachweis in die Blockchain lädt, dann ist der Versand bestätigt
  • Wenn Clair die Ankunft und die Qualität der Äpfel bestätigt, wird das Geld automatisch vom Dritten zu Peter transferiert
  • Wenn es keine Übereinkunft über die Vertragserfüllung gibt, kann der Dritte eine Entscheidung treffen

Warum sollte man bei einem Verkauf so etwas kompliziertes machen? Aus Mangel an Vertrauen. Wenn der Kunde im Voraus Geld überweist, muss er dem Verkäufer vertrauen. Wenn der Kunde erst nach Warenerhalt eine Rechnung bezahlt, dann muss der Verkäufer Vertrauensvorschuss leisten. Unser Regelwerk ermöglicht automatisierte Abwicklung und teilt den Vertrauensvorschuss auf beide Teile auf.

Eine interessante Anwendung für so einen smarten Vertrag gibt es im Startup-Bereich: Ein Dienstleister des Startups gibt 100 Stunden Arbeitszeit und erhält 10.000 Euro, sobald Finanzierung erfolgt. Die Gelder der Finanzierung werden genauso wie dieser Vertrag in der Blockchain abgelegt und automatisch abgearbeitet. So können zukünftige Gelder versprochen werden, ohne dass der Dienstleister auf die Fairness des Startups vertrauen muss.

Es ist ein großer Unterschied in Komplexität zwischen Bitcoin und den eben erwähnten Smart Contracts. Es braucht dafür umfangreichere Plattformen, auf denen man diese Contracts erstellen kann. Sie brauchen auch ungleich mehr Rechnerleistung, also einen metaphorischen Supercomputer. Dieser ist die Idee von Ethereum. Es bietet einen auf viele verteile Rechner installierten Supercomputer, eine Plattform mit Programmiersprache und ein „Ökosystem“ mit Ether-Token, die dazu benutzt werden, um diesen Supercomputer zu benutzen.

Früher gab es in vielen Häusern Stromautomaten. Man musste eine Münze einwerfen, um Strom oder warmes Wasser zu haben. Die Token Ether haben diese Funktion. Da sie aber auch auch wie Bitcoin an Cryptobörsen gehandelt werden, funktioniert Ether auch wie eine Währung oder wie ein Spekulationsobjekt.

Anwendung Versicherung

Wir nehmen ein Versicherungsbeispiel, dass sich automatisieren lässt. Der Kunde zahlt n-Ether und erhält damit eine Versicherung gegen Ernteausfall durch Trockenheit. Wenn die Daten des meterologischen Dienstes einen festgelegten Schwellwert für Regenmenge unterschreitet wird die Versicherung automatisch ausgezahlt. So kann man sich auch gegen Kursverluste bei Aktien absichern. Die Kunden brauchen dem Versicherer nicht zu vertrauen. Der Code garantiert die Auszahlung.

 

Wie Ethereum funktioniert

Bitcoin ersetzt den Mittelsmann (z.B. Bank oder Kreditkartenfirma) durch das dezentrale Netzwerk. Bei Ethereum ersetzt Code den Mittelsmann. Ethereum ist daher eine programmierbare Blockchain. Der Versicherer erstellt nun zwei Programme (Applikationen). Die eine läuft auf seinem eigenen Server und stellt den potentiellen Kunden eine Internet-Seite zu Verfügung, über die sie Versicherungsdienste buchen können. Nach einem Kauf werden die Daten an die zweite Applikation geschickt, die der Versicherer in der Ethereum Blockchain entwickelt hat. Diese legt die Buchung als Smart Contract ab. Da der Versicherer diesen Teil nicht selbt betreibt, nennt man das Decentralized Application (DApp).

 

Warum nicht mal einen Token?

Wir wissen, dass Ether benutzt wird, um Kontrakte auf dem Supercomputer von Ethereum ausführen zu können. Unser Versicherer führt nun einen eigenen Token ein. Damit werden nun zum Beispiel die Versicherungsprämien bezahlt. Die Kunden müssen also Euro (oder Ether) in den neue Token wechseln und können dann eine Versicherung damit kaufen. Falls sie ausbezahlt wird, erhält der Kunde wiederrum Token, die er in einer Wechselstube gegen Euro tauschen kann.

 

Warum so kompliziert?

Es gibt einen großen Vorteil, einen eigenen Token zu verwenden: Transparanz. Einnahmen und Ausgaben des Versicherers sind so für alle Kunden einsehbar. Damit wird auch ersichtlich, ob die Prämie gerechtfertigt ist oder ob der Versicherer seine Kunden übers Ohr haut. Das ist ja auch eine häufige Klage gegen herkömmliche Versicherungen: es sei eine intransparente Blackbox. Unser Token-Versicherer kann nun öffentlich verkünden, wieviel Gewinn er machen möchte und dass er den Überschuss an die Token-Besitzer auszahlen kann. Er kann die Token-Besitzer sogar wählen lassen, ob Gewinn ausgezahlt wird, Versicherungs-Prämien reduziert werden oder die Auszahlungsummen der Versicherungen erhöht werden. So wird der Token ein wunderbares Kundenbindungs-Instrument.

Der zweite Vorteil eines eigenen Tokens bringt uns zu Ethereum zurück. Jeder Token ist am Markt frei handelbar. Ether ist nicht nur ein Gebrauchs-Token sondern auch ein Spekulationsobjekt. Der Kurs schwankt also stark. Diese so genannte Volatilität ist für unseren Versicherer aber nicht gut, da sie Kunden abschreckt. Ein eigener Token, der an das kalkulierbare Geschäft gebunden ist, kann stabiler sein.

Ethereum ist die Umgebung, die solche Geschäftsmodelle in der Blockchain möglich macht. Es ist nicht die einzige Blockchain-Platform. Es gibt alternativ auch die chinesische NEO-Plattform oder jene des Berliner Unternehmens Lisk. Ethereum ist jedoch die „älteste“ (seit 2014) und mit 29 Milliarden US-Dollar die am zweithöchsten bewertete Kryptowährung nach Bitcoin.

Ethereum im Vergleich zu Bitcoin:

+ ist nicht auf seine Funktion als Währung beschränkt
+ muss sich nicht wie Bitcoin gegen Fiatwährungen wie Dollar und Euro durchsetzen
+ hat viel mehr Potential als Bitcoin
– ist komplexer und daher Fehleranfälliger
– muss erst noch beweisen, dass alles, was mit Ethereum möglich ist auch wirklich funktioniert

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