Geld Geschichte: Bitcoin ist eine Währung und damit Geld. Doch wie funktioniert eigentlich Geld? Frischen Sie hier ihr Wissen noch mal auf.

„Die Phönizier haben das Geld erfunden, aber warum nur so wenig?“, Johann Nestroy, Komponist[1]

Warum funktioniert Bitcoin und vor allem wie? Wer Bitcoin (als Währung) verstehen möchte, muss zuerst Geld verstehen. Denn Cryptowährungen wie Bitcoin sind eine komplexe Weiterentwicklung eines schon äußerst komplizierten Finanzsystems.

Vor dem Geld war der Tauschhandel. Von dort bis zu Bitcoin führt eine Evolution des Geschäftswesens, ohne die unsere heutige Gesellschaft nicht möglich wäre (und die wiederum sich ohne die Fortschritte im Geldwesen nie so entwickelt hätte). Die Erfindung des Geldes schafft neue Möglichkeiten: es ist ein Mittel des Austausches, dass die Nachteile des Tauschhandels ausgleicht. Es ermöglicht, dass zwischen zwei Gütern viele verschiedene Transaktionen liegen können. Vorher galt: ein Kilo Mammutfleisch gegen zwei Kilo Brombeeren. Mit Geld: ein Kilo Büffelfleisch gegen 1 Münze. 1 Münze gegen eine Fellmütze. Die Fellmütze gegen eine Münze. Die Münze gegen zwei Kilo Erdbeeren. Mit einer Münze können nacheinander beliebig viele Güter transferiert werden. Güter können zeitversetzt getauscht werden. Das ist ein großer Vorteil bei verderblicher Ware wie Lebensmittel. Erst durch die Erfindung des Geldes kann Wirtschaft beginnen.

 

Ein Merksatz zum Verstehen von Bitcoin: ein abstraktes Finanzinstrument ist notwendig um zu wachsen.

 

Geld bietet die Möglichkeit der Kontoführung, das erlaubt die Bewertung und die Verrechnung eines Gegenstandes. Es dient als Wertaufbewahrung um damit Waren über zeitliche und geografische Distanz hinweg zu tauschen. Damit Geld diese Funktionen ausüben kann, braucht es diese Eigenschaften:

 

  • verfügbar
  • leistbar
  • haltbar
  • teilbar
  • ersetzbar
  • tragbar
  • verlässlich
  • in seiner Menge begrenzt

 

und als der Hauptunterschied zwischen Geld und Gütern:

  • nicht konsumierbar
  • keinen Wert an sich habend[2]

 

Viele dieser Merkmale klingen sehr logisch. Über manche muss man ein bisschen nachdenken. Geld muss in seiner Menge begrenzt werden. Ein Euro ist nur deshalb ein Euro wert, weil es davon genau so viel gibt, dass sie in Summe soviel wert sind wie die Summe aller Güter, die es gibt. Wenn jeder zuhause Euro ausdrucken könnte, dann wären sie nichts wert.

Dann soll Geld nicht konsumierbar sein. Logisch, denn wenn wir es essen könnten, dann wäre es danach weg. Und wir wären wieder im Tauschhandel gelandet.

Ganz interessant: es soll keinen Wert an sich haben. Wenn das Material, aus dem Geld gemacht ist plötzlich mehr wert ist, als die Summe an Euro die draufsteht, dann will niemand es mehr ausgeben. Das macht keinen Sinn, denn Geld soll zirkulieren.

Auf diese Gedanken kommen jene Völker, die das Geld erfinden. Sie suchen nach einem Träger, den sie als Geld verwenden können. In Polynesien sind es Muscheln. Im Mittelmeerraum findet man dafür seltene Metalle, denn Gold, Silber und Bronze erfüllen die meisten dieser Kriterien.

Im antiken Rom gibt es beispielsweise drei Münzen aus diesen drei Metallen (Aureus, Denarius und Sestertius), bewertet nach der jeweiligen Seltenheit des Metalls. Auf einer Seite der Münze sind Stadtgründer Romulus und Remus zu sehen, auf der anderen der jeweilige Kaiser. Letzteres dient nicht nur des Caesars Eitelkeit. Es ist vielmehr ein Zeichen, dass der Herrscher das Monopol auf die Erstellung der Währung hat und dass die an sich wertlose Metallmünze durch des Kaisers Macht mit einem psychologischen Wert aufgeladen werden.

Es ist also nicht der dem Metall innewohnenden Wert – der ist nämlich Null – sondern das Vertrauen in das Reich und den Kaiser, der die Bürger Glauben in den Wert des Geldes gibt.

 

Der Merksatz zum Verstehen von Bitcoin lautet daher: Geld an sich ist wertlos. Vertrauen ist der Wert.

 

Fussnoten: Geld Geschichte

[1] Vor den Phöniziern haben schon die Babylonier um 1600 vor Christus Tontafeln als eine Art Banknote verwendet.

[2] Der Theorie, das Geld wertlos, nur ein Ersatz für Ware und eine soziale Illusion sei, widerspricht die „Austrian School“. Zur Austrian School: https://en.wikipedia.org/wiki/Austrian_School abgerufen 9.8.2017. Zur Theorie siehe: Ludwig von Mises. 2007 [1957]. Theory and History: An Interpretation of Social and Economic Evolution. Auburn, Alabama: Mises Institute.


Also published on Medium.

Share.

Leave A Reply