„Selbst wenn aller Schnee der Anden zu Gold würden, sie wären noch immer nicht zufrieden,“ Incaführer Manco Capac über die Spanier.
Das nach Geld lechzende Finanzsystem des 15. Jahrhunderts erfordert es, neue Silbervorkommen zu finden. Das Wettrennen dazu gewinnt der Konquistador Pizarro für die Spanier. Die Ausbeutung der Silbermiene von Potosi bringt im 16. Jahrhundert jedes Jahr 170 Tonnen Silber nach Spanien und von dort nach ganz Europa. Spaniens Könige Karl V und Philipp II nutzen den neugewonnen Reichtum, um allerlei erfolglose Kriege zu finanzieren. Doch wie wir im Beispiel oben gesehen haben, führt der Zulauf an Silber zu Inflation. 300 Jahre lang waren die Lebensmittelpreise auf dem gleichen Niveau gewesen. Es gab also praktisch keine Inflation. In den ersten 100 Jahren der großen Silberschwemme steigen die Preise Europaweise um das siebenfache. Das ist im Vergleich zu heute immer noch recht wenig (knapp unter 2% Inflation pro Jahr), aber für die mittelalterlichen Bürger sicher ein unerwarteter Schock.
Spanien erliegt dem Fluch des materiellen Reichtums, ähnlich den erdölproduzierenden Ländern heute. Das Geld fließt zu leicht, es gibt keinen Grund, es sorgsam und produktiv zu investieren. Spanien verschwendet den gigantischen wirtschaftlichen Vorteil in Kriegen. Am Ende bleibt nichts außer den Preissteigerungen übrig. Reichtum macht also auch nicht immer glücklich.
Paradoxerweise profitierte das restliche Europa von Spaniens Silber mehr als die Iberer selbst, trotz der europaweiten Inflation. Denn Inflation ist nicht immer nur ein Problem, sondern oft eine Chance. Denn wenn es mehr Geld im Umlauf gibt, kann auch mehr investiert. Investiert wird vor allem in Innovation und Produktion, das führt zu mehr oder besseren Gütern, die wiederum mehr Geld bedürfen. Im besten Fall ist das wie eine Spirale, die mit jeder Drehung größer wird. Mehr Geld = mehr Investition. Mehr Investition = mehr Geld. Und mehr Geld…
Die Spanier gehen mit ihrem Silber in Resteuropa einkaufen. Die dort hart verdienten Denare werden gut investiert und finanzieren Wirtschaftswachstum als auch den wachsenden Handel mit Asien.
Der nächste Bitcoin-Merksatz: Geld ist der Motor für Wachstum. Mehr Geld = mehr Wachstum. Aber nur dann, wenn es produktiv investiert wird.
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