Georgien ist das erste Land, das sein Grundbuch auf Blockchain umgestellt hat. Aber auch Schweden hat seinen ersten Piloten dazu erfolgreich absolviert. Wie funktioniert Grundbuch auf Blockchain?

Georgien ist eine junge Demokratie mit einer Hypothek aus geopolitischer Unsicherheit durch den aggressiven Nachbarn Russland sowie eine Geschichte staatlicher Korruption. Einer der Ansatzpunkte für illegale staatliche Handlungen ist das Grundbuch. Denn wer Kontrolle über die Landtitel hat, kann auch den Besitz des Landes selbst manipulieren.

“Der Ökonom Hernando de Soto sagt, dass nur ein Drittel aller Menschen beweisen können, dass ihnen ihr Land gehört. Abgesehen von der rechtlichen Unsicherheit gibt es dadurch 20 Billionen US-Dollar an totem Kapital, da Land mit ungeklärten Rechtstiteln nicht verkauft werden kann”, erklärt Marc Taverner vom Blockchain-Unternehmen Bitfury. “Da sagten wir ihm: ‚finden Sie uns so ein Land und wir bringen das Grundbuch kostenlos in die Blockchain. Das wurde dann Georgien.”

Blockchain ist vor allem durch die Kryptowährung Bitcoin bekannt, doch das Grundbuch ist eine noch sinnvollere Anwendung für die neue Technologie. Hier spitzen über 300 Rechtsanwälte die Ohren. Michael Taverner erklärt ihnen im Rahmen der äußerst gut besuchten Konferenz Legal Tech von Future Law in Wien, wie Grundbuch auf Blockchain funktioniert:

“Die Blockchain ist wie ein Buch. Die Seiten sind nummeriert, die Grundbucheinträge sind unveränderlich. Das Buch wird veröffentlicht und alle Menschen können es einsehen. Da es auf vielen Orten gleichzeitig abgelegt ist und keine einzelne Stelle alle Orte kontrollieren kann, wird man die Welt nicht von einer gefälschten Version der Wahrheit überzeugen können.“

In Georgien erkannte die Regierung, dass sie ein Vertrauensproblem hat. „Dort werden Bürokraten und Politiker als dunkle Schatten bezeichnet, die in Gängen schleichen“, erklärt Taverner. „Durch die Blockchain entfernten wir das Vertrauensproblem, denn hier ist alles transparent.“ Der Code der Blockchain ist die einzige Kontrollinstanz. Zwar könnten Staatsmitarbeiter immer noch manipulieren, aber alle Bürger könnten es sehen.

„Die Bürger sind damit glücklich, denn die Korruption geht zurück. Und auch Georgien ist super happy, dass sie Transparenz beweisen kann. Das ist auch gut für internationales Business“, ist sich Taverner sicher. „Mittlerweile sind 300.000 Landtitel in Georgiens Blockchain. Wenn also ein Nachbar mal wieder entscheidet, Georgien Land wegzunehmen, dann bleiben die internationalen Rechtsansprüche erhalten. Dank der Blockchain.“

Bei der Future Law Konferenz spricht auch Mats Snäll, Chief Digital Officer des Schwedischen Kathasteramtes. Seine Abteilung hat gerade einen erfolgreichen Piloten durchgeführt, das schwedische Grundbuch in die Blockchain zu bringen. Hier wird es für die an der Konferenz in Wien teilnehmenden Rechtsanwälte interessant, denn Schweden hat keine große Notwendigkeit, Korruption zu bekämpfen. Mats Snäll hat eine verblüffend zukunftsorientere Motivation für Schwedens Grundsatz, alles digitalisieren zu wollen:

„In den 1970er Jahren brachte Schweden das Grundbuch von Papier in die Computer. Wir vertrauten also plötzlich dem Papier nicht mehr. Die Schweden haben großes Vertrauen in ihren Staat. Doch die Zeiten ändern sich. Die jüngeren Generationen sind mit den Themen Cybersecurity, Transparenz und Digitalisierung aufgewachsen. Wir als Staat müssen dafür sorgen, dass die Bürger uns auch morgen noch vertrauen. Denn ansonsten vertrauen Sie Unternehmen wie Google und nutzen eine zukünftigen Grundbuch-App von denen.“

 

Disclosure: Der Autor dankt Sophie Martinetz von Future Law für die Einladung zur Legal Tech Konferenz.

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