Bitcoin kaufen: Es gibt eine Vielzahl Anleitungen, die einem die wunderbar leichte Art zeigen, Bitcoin zu kaufen. Die Wahrheit: selbst erfahrene Computer-Spezialisten wie der Autor kriegen regelmäßig Herzklopfen. Hier zeigen wir, was die Enthusiasten gern verschweigen.
Die Fragen sind deren wenige: wie kaufe ich Bitcoin und wo bewahre ich sie sicher auf? Die Antworten sind dementsprechend einfach: Sie kaufen Bitcoin in einer Krypto-Wechselstube und bewahren sie in einer Wallet (digitalen Geldbörse) auf. Das klingt, als wären dies zwei klare Schritte, die so einfach sind, wie ein Magnum im Supermarkt zu kaufen. Die Realität ist eher so, als würde ein sechsjähriges Kind in einen Bioladen gehen, und Zigaretten und Kondome mit Erdbeer-Geschmack verlangen.
In dieser Grafik sehen Sie die wahrscheinlichen Schritte, wenn Sie Bitcoin kaufen und vielleicht noch eine alternative Kryptowährung dazu. Bitcoin allein macht ja auch nicht glücklich.
1. Ihr Geld
Sie können Bitcoin auf vieler Arten bezahlen: per Kreditkarte, manchmal mit Paypal, häufig mit SEPA-Überweisung, mit dem Online-Dienst Sofortüberweisung und in manchen Ländern auch mit Bargeld an Bitcoin-Bankomaten. (Österreich ist das Land mit der größten Bitcoin-Bankomatdichte)
Das klingt gut, offenbart aber die erste Herausforderung, wenn Sie dann zum Kauf schreiten.
2. Bitcoin kaufen in Wechselstuben
Bitcoin ist eine Fremdwährung, in etwa so wie US-Dollar. Sie kaufen diese bei einer Firma, welche die Funktion einer Bank oder Wechselstube ausübt. Erster Stolperstein: a.) keine Bitcoin-Wechselstube ist vom Staat genehmigt und bietet Ihnen die gleiche Sicherheit wie eine Bank. Bank-Garantie? Ausfall-Sicherheit? Gar nichts.
Es gibt viele Wechselstuben. Hier ein paar zur Auswahl:
www.coinbase.com -> Sitz in London
www.bitstamp.com -> Sitz in London und Ljubljana
www.bitpanda.com -> Sitz in Wien
Kleiner Stolperstein: b.) welcher Börse vertrauen Sie? Sie googeln wahrscheinlich und vertrauen damit vollkommen Fremden.
Wie bei herkömmlichen Wechselstuben zahlt man auf hier für jeden Kauf Kommission. Nächste Ärgernisse: c.) Jedes Unternehmen hat andere Gebühren. d.) Jede Bezahlweise – Kreditkarte, Paypal, Überweisung – hat unterschiedliche, teils zusätzliche Gebühren. Muss man alles recherchieren. e.) Manchmal sind die Gebühren nicht gekennzeichnet und man merkt es erst, wenn man weniger Bitcoin hat als erwartet.
Bei coinbase erfährt man erst ganz kurz vor dem Kauf, dass bei Verwendung von Kreditkarten satte 10% Gebühren anfallen. Während bei Bitstamp die Wechselspesen von 0,25% sehr gut angeschrieben sind, wird beim österreichischen Bitpanda nicht (oder zumindest nicht gut sichtbar) darauf hingewiesen, dass 3% Spesen fällig sind. Kurz vor dem Kauf sieht man, für wie viel Geld man Bitcoin bekommt und kann sich die Spesen selbst ausrechnen.
Alle Wechselstuben haben (geringfügig) unterschiedliche Bitcoin-Kurse. Bitstamp – die Wechselstube mit den geringsten Spesen – hat wiederrum eine Website, die nur für Nerds sinnvoll verwendbar ist.
Tipp: glauben Sie niemanden. Arbeiten Sie sich durch alle relevanten Wechselstuben durch.
f.) Um ein Konto bei einer Wechselstube anzulegen, müssen Sie Ausweiskopie und Wohnortsnachweis hochladen und ein paar Tage auf Bestätigung warten. Wehe Ihnen, wenn die Bilddatein zu groß sind, oder leicht verwackelt. Sie werden angehalten, mehere Sicherheitsmerkmale zu verwenden. Einmalcodes per SMS, Bestätigungen per E-Mail, einen zusätzlichen Authentifizierungs-Mobilapp von Google.
3. Handelsbörsen
Wenn Sie auschließlich Bitcoin haben wollen, dann entfällt dieser Schritt. Doch es gibt mehr als 1.200 an öffenltichen Börsen handelbaren Kryptowährungen. Die kamen alle nach Bitcoin und haben jeweils andere Funktionen. Deren Preise schwanken mehr als Bitcoin, hier sind also die Spekulanten daheim. Es gibt Dutzende Handelsplätze, auf jeder werden andere Währungen getradet. Wenn Sie spekulieren wollen, werden Sie sich auf mehreren Kontos eröffnen, die alle so kompliziert zu verwalten sind.
g.) Auf jeder Website sollten Sie sich mit E-Mail-Adressen registrieren, die Sie aus Sicherheitsgründen nicht zum E-Mailen verwenden. Sie sollen verschiedene Adressen verwenden. Auf jeder Seite andere, lange und komplizierte Passwörter. Viel Spass.
4. Ihre private Bitcoin-Aufbewahrung – Wallets
Theoretisch können Sie ihre gekauften Bitcoin auf dem Konto der Wechselstube lassen. Die Wechselstube funktioniert durchaus auch wie eine Bank. Doch würden Sie tatsächlich Ihr Geld bei einer Firma liegen lassen, die Sie nicht kennen und der Sie nicht vertrauen können?
h.) Wird die Wechselbörse gehackt, sind die Bitcoin weg. Sind die Börsenbesitzer selbst Gauner, sind die Bitcoin weg. Verspekulieren sich die Börsen mit den Einlagen, sind die Bitcoin weg. Es gibt keine Versicherung. Das sind eben nicht Banken, für die der Staat Garantien abgibt.
Lösung: Sie müssen die Bitcoin selbst in einer privaten Wallet aufbewahren. Schon wieder müssen Sie Entscheidungen treffen:
- Sie können ihre private Bitcoin-(Konto-)Adresse und das Passwort auf Papier aufbewahren.
- Sie können eine Software dafür benutzen.
- Sie können einen speziellen USB-Stick – z.B. von Trezor – dafür verwenden
Wie wäre es mit noch ein paar Entscheidungen, die Ihnen zeigen, dass es schwer wird, zufriedenstellende Sicherheit zu bekommen:
- Wo bewahren Sie das Papier, die Software und/oder den USB-Stick auf? Müssen Sie die vielleicht alle drei Möglichkeiten gleichzeitig verwenden?
Allen ist gemein, dass es immer um Bitcoin-Adresse sowie Passwort geht. Sie sollten diese beiden Informationen trennen, denn j.) wer beides hat, hat Ihre Bitcoin.
Aber die Fragen nehmen kein Ende: Was passiert mit den Bitcoin, wenn Sie sterben?
k.) Eigentlich müssen Sie Vertrauenspersonen eine Kopie Ihres Bitcoin-Kontos geben. Und wenn die Personen nicht vertrauenswürdig genug sind, müssen Sie die beiden wichtigen Informationen wieder trennen und unterschiedlichen Personen geben.
Wenn Sie nur Bitcoin besitzen, dann ist das Leben noch einfach. Doch wenn Sie noch andere Währungen haben, wird’s komplex.
l.) Denn dann brauchen Sie (möglicherweise) verschiedene Wallets mit verschiedenen Adressen und verschiedenen Passwörtern.
Hier beginnt der vorletzte Wahnsinn:
m.) verlieren Sie das Papier, sind die Bitcoin weg.
n.) Wird Ihr Rechner gehackt, sind die Bitcoin weg.
o.) Fällt der USB-Stick ins Wasser oder wird geklaut, sind die Bitcoin weg.
Und den besten habe ich für den Schluss aufgehoben. Die Punkte a.-o. lassen sich mit ein bisschen Planung und Übung gut in den Griff bekommen. Der letzte macht aber auch mir jedes Mal Sorgen und Bauchweh:
Wenn Sie einfach nur einmal Bitcoin kaufen, machen Sie einen Transfer von Euro zu Bitcoin. Und einen Transfer von der Wechselstube zu ihrer privaten Wallet. Sollten Sie regelmäßig nachkaufen oder verkaufen, dann machen Sie bei jedem Mal einen neuen Transfer.
p.) Dazu wählen Sie auf einem Webinterface die Adresse aus, wo die Bitcoin jetzt liegen und dann die Adresse, wo sie hinsollen. Letzere kann man auf der Website vom Ziel (also Wechselstube oder Wallet) finden und kopieren. Mittels eines Knopfdrucks können Sie Bitcoin im Wert von vielen tausend Euro transferieren. Wenn Sie beim Kopieren der Zieladresse einen Fehler machen (z.B. Nummer weggelassen), dann sind die Bitcoin weg. Kein Netz, kein doppelter Boden. Jeder kleinste Fehler wird mit dem gesamten Verlust bestraft. So wie die Webseiten aufgebaut sind, fühlen Sie sich nie sicher. Da der Bitcoin-Transfer auch immer zwischen 30 und 90 Minuten dauert, ist das unangenehm.
All das soll Sie natürlich nicht abhalten. Sie sollten nur Wissen, was Sie alles Bedenken sollen. Mein Tipp:
Suchen Sie sich jemanden, der Ihnen hilft und dem Sie vertrauen.
Ressourcen zu Bitcoin kaufen: