Der große Bitcoin-Erklärer Andreas Antonopolous fand sich Mitte Mai beim We Are Developers-Kongress in Wien ein, um dem Publikum zu erzählen, dass Blockchain an sich wertlos ist.

“Blockchain ist, aus technischer Sicht betrachtet, irgendwie langweilig. Es ist eine Hashed List”. Viel mehr interessant sind die Eigenschaften, die Blockchain mitbringt: offen, neutral, dezentral, widerstandfähig gegen Zensur. Diese Eigenschaften teilt die Blockchain mit dem offenen Internet,“ erklärt Antonopolous. “Niemand kann das Web löschen. In diesem Sinne gibt es bei Bitcoin niemand, der die Kontrolle über das gesamte Geld hat.”

Andreas Antonopolous ist eine bemerkenswerte Figur in der noch jungen Blockchain-Geschichte. Der IT-Sicherheitsexperte war als einer der ersten, die den Wert von Bitcoin erkannten. Er schrieb das erste Buch über die Technologie und begeistert seit Jahren mit Vorträgen, in der jeder zweite Satz eine druckreife Schlagzeile ist.

“Es geht nicht wirklich um Blockchain. Ich kann eine Blockchain in ein geschlossenes System setzen, kontrolliert von einer zentralen Stelle. Damit verliert sie alle interessanten Eigenschaften der offenen Blockchain,” erzählt Andreas Antonopolous vor 500 Teilnehmern. “Offen bedeutet: Open Source, freier Zugang, keine zentrale Kontrolle, neutral und nicht durch Patente eingeschränkt.”

In gewisser Hinsicht ist Andreas Antonopolous ein einsamer Mahner in einem Markt, der von Goldgräberstimmung beherrscht wird: “Blockchain ist ein nutzloser Begriff. Ohne dem Zusatz ‘offen’ ist Blockchain nämlich nichts weiter als eine Datenbank, die 1000 mal so langsam wie Oracle und 100 mal so teuer ist. Blockchain ist nun aber auch ein Hype. Man kann heute nicht zu einem Venture Kapitalgeber gehen und ihm vorschlagen, das Grundbuch von Dubai digital auf MS SQL Server abzubilden. Mit Blockchain schon.“

Andreas Antonopolous ist auch ein passendes Beispiel für die Kryptoszene. Jedem, der früh in Bitcoin eingestiegen ist wird nachgesagt, dass er oder so reich sein müsse. So verwunderte es viele, als Antonopolous 2017 in einem Tweet bekannt gab, dass er jetzt endlich schuldenfrei sei und sich voll und ganz dem Predigen des Bitcoin-Evangeliums widmen könne. Er erzählte, dass er wie viele frühe Bitcoinbesitzer schon 2014 verkaufen musste, um seine Kosten zu decken. Es war nichts mit dem Reichtum. Zumindest bis zu jenem Tweet. Denn die Gemeinschaft schickte ihm Bitcoin und hörte erst dann auf, nachdem 700.000 US-Dollar auf Antonopolous’ Konto lagen. Seine Antwort: „Als jemand, der es gewohnt ist viel zu reden, bin ich jetzt sprachlos. Ich werde mich ein paar Tage zurückziehen und darüber nachdenken, was hier passiert ist.“

Andreas Antonopolous ist bald zurück, um den Geist „seines“ Bitcoins zu verbreiten, nämlich den Angriff auf das Geld der Nationalbanken.

„Bitcoin ist die erste wertvolle Anwendung. Es steht im Gegensatz zu proprietärem Geld, denn dieses ist ein Krebs für die Gesellschaft, es tötet die Gesellschaft. Die Antwort ist Open Money. Aus Investorenperspektive hat Blockchain und Bitcoin einen entscheidenden Vorteil: wir können Investitionen in zwei statt in zehn Jahren abwickeln. Die gesamte Menschheitsgeschichte ist ein Wettlauf, die besten Waffen zu entwickeln. Wir liegen heute vorn.“

Antonopolous schließt seinen Vortrag in Wiens Austria-Center: „Dies ist ein goldenes Zeitalter der Blockchain, denn noch ist dieser Raum völlig frei von Patenten.“ Andreas ist das Nerd-Äquivalent eines Rockstars und wird vom Publikum begeistert verabschiedet. Es muss eine unangenehme Erfahrung sein, direkt nach ihm auf die Bühne zu müssen. Bei der We Are Dev Konferenz in Wien trifft es Stefan Thomas, dem CTO von Ripple. Besser hätte es Andreas Antonopolous nicht selbst planen können, wird Ripple doch von vielen Beobachtern als Blockchain gesehen, die alles andere als „offen“ ist.


We Are Developers fand 2018 zum vierten Mal in Wien statt. Bei der Entwickler-Konferenz fanden sich in diesem Jahr 8.000 Besucher ein, davon die Hälfte von außerhalb der deutschsprachigen Länder. Zum ersten Mal war auch Blockchain ein Thema. Konferenz-Gründer Benjamin Ruschin, der einen exzellenten Blick auf den gesamten IT-Markt hat, sieht Wachstumspotential im Bereich Blockchain, erzählt aber im Gespräch auch, dass das Interesse bisher noch nicht mit Themen wie AI und Machine Learning mithalten kann.

 

Disclaimer: We Are Devs stellte Bitcoinblase-Autor Marcell Nimfuehr eine Presse-Akkreditierung zu Verfügung


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